29.05.2016 - 03:04 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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(nicht für) Schantalle
Nein, hier folgt keine gemeine anthropologische Skizze einer Selbstbräunungs-/Nageldesignexpertin mit zweifarbiger Frisur und geschweifter Hautmalerei über dem Steiß namens Chantal, die mit Zigarette im Mundwinkel ihre Kinder ankläfft und sich beim Gehen nach jedem zweiten Schritt den Faden hinten aus der - nein, nichts dergleichen, tut mir Leid. Denken wir stattdessen einfach an eine andere Chantal.
Diese andere Chantal wohnt in Paris - in einem winzigkleinen Zimmer unter dem Dach in Montparnasse. Sie arbeitet als Modistin in einem der eleganten Kaufhäuser an den Grands Boulevards. Manchmal geht sie morgens heimlich in die Parfümerieabteilung im Erdgeschoss und stibitzt ein paar Tropfen eines der teuren Parfums. Und ab und zu flirtet sie mit den Männern, die bei ihr nach einem Hut für ihre Geliebte fragen.
Chantal tut all das, was die Verkäuferinnen des Kaufhauses eindringlich zu unterlassen gebeten werden. Sie trägt waghalsige Riemchenschuhe und billige Kleider aus weichen, dünnen Stoffen, tief ausgeschnitten und luftig an den Beinen. Sie malt sich ihre Fingernägel und Lippen rot, verlängert sich die Wimpern und macht neckische Wellen in ihr Haar. Chantal ist leichtlebig und lebenshungrig und liebenswert.
Als ich La petite Robe noire zum ersten Mal in der Nase hatte, dachte ich: 'Herr Wasser, wollen Sie mich traurig machen?' Spontane Verriss-Assoziationen von Claudia Bertani (die mit den Piemontkirschen) und Kirsch-Wassereis im Freibad 1987 bis zu Schattenmorellen aus dem Glas in leicht angebranntem Teig unter süßer Patisseriecreme wie gelber Salbe und kakaohaltiger Fettglasur flackerten durch meinen Kopf.
Und dann - die Nase schnuppert noch einmal hin und verweilt ein bisschen - ein Kirschduft mit rauchigem Finish - nicht unbedingt 'klassisch Guerlain', aber ein - mit etwas Distanz - erfrischender Kontrast zu den Altvorderen des großen Pariser Hauses. Ein kleiner Schelm und eben einer für die Mädchen - keck im Kopf, im Herzen zuckersüß und sinnenfroh an der Basis. Und niemand fängt mit Shalimar oder mit Jicky an.
Fazit: sein Name könnte unpassender kaum sein - 'eine Uniform für alle Frauen mit Geschmack', wie Coco Chanel ihr berühmtes 'kleines Schwarzes' einst nannte, ist er nicht. Aber lebensfroh und jung - und mit Piemontkirsche. Nicht für Schantalle. Für Chantal.
Diese andere Chantal wohnt in Paris - in einem winzigkleinen Zimmer unter dem Dach in Montparnasse. Sie arbeitet als Modistin in einem der eleganten Kaufhäuser an den Grands Boulevards. Manchmal geht sie morgens heimlich in die Parfümerieabteilung im Erdgeschoss und stibitzt ein paar Tropfen eines der teuren Parfums. Und ab und zu flirtet sie mit den Männern, die bei ihr nach einem Hut für ihre Geliebte fragen.
Chantal tut all das, was die Verkäuferinnen des Kaufhauses eindringlich zu unterlassen gebeten werden. Sie trägt waghalsige Riemchenschuhe und billige Kleider aus weichen, dünnen Stoffen, tief ausgeschnitten und luftig an den Beinen. Sie malt sich ihre Fingernägel und Lippen rot, verlängert sich die Wimpern und macht neckische Wellen in ihr Haar. Chantal ist leichtlebig und lebenshungrig und liebenswert.
Als ich La petite Robe noire zum ersten Mal in der Nase hatte, dachte ich: 'Herr Wasser, wollen Sie mich traurig machen?' Spontane Verriss-Assoziationen von Claudia Bertani (die mit den Piemontkirschen) und Kirsch-Wassereis im Freibad 1987 bis zu Schattenmorellen aus dem Glas in leicht angebranntem Teig unter süßer Patisseriecreme wie gelber Salbe und kakaohaltiger Fettglasur flackerten durch meinen Kopf.
Und dann - die Nase schnuppert noch einmal hin und verweilt ein bisschen - ein Kirschduft mit rauchigem Finish - nicht unbedingt 'klassisch Guerlain', aber ein - mit etwas Distanz - erfrischender Kontrast zu den Altvorderen des großen Pariser Hauses. Ein kleiner Schelm und eben einer für die Mädchen - keck im Kopf, im Herzen zuckersüß und sinnenfroh an der Basis. Und niemand fängt mit Shalimar oder mit Jicky an.
Fazit: sein Name könnte unpassender kaum sein - 'eine Uniform für alle Frauen mit Geschmack', wie Coco Chanel ihr berühmtes 'kleines Schwarzes' einst nannte, ist er nicht. Aber lebensfroh und jung - und mit Piemontkirsche. Nicht für Schantalle. Für Chantal.
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